Religionen
Wenn man sich vom Materialismus abwenden will und zu Gott ohne weitere Umwege zurückkehren will, steht man vor einem weiteren Problem. Versuche ich es allein oder trete ich einer monotheistischen Religionsgemeinschaft bei? Und wenn ja welcher? Ca. 70% der Weltbevölkerung gehören einer monotheistischen Religion an, vor allem natürlich dem Christentum und dem Islam. Aber wieviel Prozent praktizieren ihren Glauben wirklich und sind nicht doch eher Materialisten? An Gott zu glauben allein reicht nicht zur Rückkehr zu Gott. Das befreit nicht aus dem Kreislauf von Tod und Wiedergeburt. Zu einer möglichen Praxis kommen wir mit bhakti yoga bei abhidheya.
Wie erkennt man ob eine Religion bona fide ist? Ein Religion die empfehlenswert ist? Es gibt soviele Religionen.
1.Eine bona fide Religion hat als erstes Ziel die Entwicklung von Gottesliebe: Eine echte Religion muss darauf abzielen, die angeborene Liebe des Lebewesens zu Gott wiederzuerwecken. Wenn eine Religion zwar Frömmigkeit lehrt, aber die Liebe zu Gott nicht das ultimative Ergebnis ist und stattdessen materielle Anhaftung gefördert wird, ist sie laut Srila Prabhupāda keine wirkliche Religion. Er pflegte zu sagen "Ein religiöses Prinzip ist perfekt, wenn es uns lehrt, wie wir unsere Liebe zum Höchsten entwickeln können“. Das ultimative Ziel ist die Erkenntnis des eigenen ewigen spirituellen Selbst und seiner Beziehung zum Höchsten Herrn. Dies beinhaltet das Verständnis, dass man nicht der materielle Körper ist, sondern eine ewige Seele.
Eigentlich reicht der allererste Satz als Bedingung, denn Gott umfasst alles. Wenn man Gott liebt, muss man auch alle Mitmenschen lieben, ja die gesamte Schöpfung und ihre Ausbeutung beenden. Man würde mit allen Geschöpfen Mitgefühl haben. Man würde dem Gebot von ahimsa, Gewaltlosigkeit, folgen. Gegenüber allen Geschöpfen. Das Gebot „Du sollst nicht töten“ auf alle Geschöpfe, also auch auf Tiere, bezogen sehen. Es gebe keine Fleischfabriken, keine Schlachthäuser.
2.Eine bona fide Religion unterstützt keine sektiererischen oder fanatischen Tendenzen. Falls Anhänger einer Religion ihre eigene Tradition als die einzig wahre ansehen und andere verurteilen oder bekämpfen, ist das Ausdruck eines mangelhaften Verständnisses ihrer Religion. Gott ist EINS, auch wenn er unter verschiedenen Namen (Allah, Yahweh, Krishna) bekannt ist. „Hinduistische Religion“, „christliche Religion“, „muslimische Religion“ und so weiter sind nur Bezeichnungen, die nach Rückkehr zu Gott keine Rolle mehr spielen. Die wahre Religion ist diejenige, die die Gesetze Gottes befolgt, und diese Gesetze sind universell. Die Spaltung und Konflikte zwischen verschiedenen Religionen ist ein Ergebnis sektiererischen Denkens und mangelnden Verständnisses der universellen Vaterschaft Gottes.
3.Eine bona fide Religion kann nicht einfach von jemandem erfunden werden oder aus sentimentaler Laune heraus praktiziert werden. Sie muss sich auf authentische Schriften stützen, die auf einer Offenbarung Gottes beruhen. Sie offenbaren die ewigen Wahrheiten über Gott und die Seele. Diese Schriften müssen durch eine ununterbrochene Schülernachfolge überliefert werden. Ohne jegliche Änderungen. Solche Schriften sollten auch philosophische Inhalte enthalten. Religion ohne Philosophie ist Sentimentalität, und Philosophie ohne Religion ist mentale Spekulation. Beides muss kombiniert werden. Eine bona fide Religion sollte logisch erklärbar sein und die Fähigkeit zur Vernunft ansprechen.
Vaishnavismus, der östliche Monotheismus, mit ca 400 Millionen Gläubigen weltweit, zu dem auch Srila Prabhupadas Hare Krishna Bewegung gehört, erfüllt diese bona fide Anforderungen. 1.Vaishnavas haben als oberstes Ziel die Erweckung der Liebe zu Gott, so wie Krishna es in der Bhagavad Gita mit bhakti yoga lehrt, und sie praktizieren ahimsa, Gewaltlosigkeit gegenüber allen Geschöpfen, auch gegenüber Tieren, sind also Vegetarier. 2.Vaishnavas haben ihre Lehre über eine Jahrtausende zurückreichende Schülernachfolge erhalten, die bis auf Gottes Offenbarung zurückgeht. 3.Vaishnavas respektieren alle anderen Religionen.
Dies soll nicht als Aufruf zum Wechsel Ihrer Religionszugehörigkeit missverstanden werden. Wenn Sie es schaffen ihren Glauben zum Beispiel als Christ, Moslem oder Jude wirklich zu leben, sollten Sie diesen Weg weitergehen. Dann ist das Ihr Weg. Srila Prabhupada hatte des öfteren gute einvernehmliche Gespräche mit praktizierenden Gläubigen anderer monotheistischen Religionen geführt. So ist das Gespräch mit einer christlichen Nonne aufgezeichnet, das in völliger Überstimmung verlief. Die Nonne sagte „Christus sagte…“ und Srila Prabhupada stimmte zu und fuhr fort mit „Krishna sagte …“ worauf die Nonne zustimmte. So ging es ein Weilchen harmonisch hin und her und sie verabschiedeten sich in größten Respekt voneinander.
Viele Menschen sind grundsätzlich kritisch gegenüber organisierten spirituellen Bewegungen, unabhängig davon ob sie obigen bona fide Kriterien entsprechen oder nicht. Das hat teils berechtigte Gründe, teils beruht es auf Missverständnissen.
Wie kann man als rational denkender Mensch an irgendeine Religion als Offenbarung Gottes glauben? Noch dazu gibt es so viele. Es sollte doch nur eine geben.
Es bietet sich die Analogie zu Krankenhäusern an. Es ist völlig irrelevant welche Architektur das Krankenhaus hat, welche Sprache gesprochen wird, wer das Personal ist oder welche Therapien sie benutzen. Das einzige was zählt ist letztlich der Erfolg der Therapie. Und das läßt sich an den anderen Patienten kontrollieren. Gott hat sich an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten offenbart. Und uns dabei unterschiedliche Hilfe zurückgelassen. Es gibt unterschiedliche Offenbarungen „according time and circumstances“. Für rational denkende Menschen sind diese Offenbarungen mit ihren teils märchenhaft klingenden Erzählungen, mit ihren Widersprüchen zur modernen Wissenschaft und zu anderen Offenbarungen, usw. nicht einfach zu akzeptieren. Allerdings wenn man an die Existenz Gottes glaubt, sollte man Gott auch für so gütig halten, allen die umkehren wollen, Hilfe zu schicken. Die Hilfe kommt von innen, aber auch von außen, wir müssen sie nur ergreifen. Diese Widersprüchlichkeiten und Unglaublichkeiten sind nichts anderes als ein Test unserer Bereitschaft umkehren zu wollen. Denn die erste nötige Eigenschaft neben Anfangsvertrauen ist Demut. Stolze Menschen werden nicht umkehren und Gott will diese Menschen auch nicht näher kennen lernen. Krishna hat sich Arjuna in der Bhagavad Gita erst offenbart, als dieser sich Krishna gegenüber in die Schülerposition begab, also seine Opposition aufgab und bereit war Wissen zu empfangen.
Wie kann es sein, dass selbst in bona fide Religionen Unrecht und Leid geschieht?
Unsere „Krankheit“ ist die falsche Identifikation mit dem Körper und dem damit verbundenen negativen Verhaltensweisen in tamas guna, Unwissenheit, und rajas guna, Leidenschaft, (über die gunas siehe Kapitel Hindernisse Teil 1). Leider ist es längerer Prozess von tamas und rajas guna zu reinem sattva guna. Es wird deshalb auch innerhalb von bona fide Religionsgemeinschaften zu Unrecht und Leid kommen. Aber es wird mit Sicherheit weniger oft vorkommen als außerhalb, denn es ist ja gerade das Ziel eines jeden Einzelnen in diesen Gemeinschaften solche negativen Eigenschaften zu überwinden. Oder sollte es zumindest sein. Es gibt natürlich auch Scharlatane, die ganz andere Ziele verfolgen. Aber das kann man diesen Religionen nicht anlasten. Man sollte deshalb aus eigenem Interesse nicht „das Kind mit dem Bade ausschütten", wie es so schön heißt.
Was sollte mich umstimmen, es nicht allein zu versuchen?
Religion wird von vielen als etwas einengendes empfunden. Für was Rituale, Dogmen, Regeln, Hierarchien usw.? Besser ich behalte meine Freiheit und nähere mich Gott direkt ohne Hilfe, ohne Gemeinschaft. Aber ich verliere meine Freiheit nicht. Es sollte einem niemand zu etwas zwingen oder überreden, was man nicht will. Und auf der anderen Seite entgehen mir viele Möglichkeiten meinen Glauben zu praktizieren, die mir vielleicht viel Freude bereiten würden und die ich so allein nicht praktizieren könnte. Vom gemeinsamen Singen, über gemeinsames Lesen und Diskutieren der Schriften, bis zu gemeinsamen Feiern von Gottesdiensten. In einer Gemeinschaft steckt soviel Kraft, soviel Energie. Auch hier gilt wieder, man sollte aus eigenem Interesse nicht „das Kind mit dem Bade ausschütten".
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